Nach knapp vier ereignisreichen Jahren in England sind wir nun zurückgekehrt in die Schweiz . Mit Dallywell habe ich im September an einem letzten Open Novice mitgemacht. Dressur und Springen gingen sehr gut. Besonders Freude hatte ich, wie wir den Parcours meisterten, vor allem da ich fast keine Trainingsstunden mit Nick hatte, weil er nach seinem schweren Sturz in Burghley etwas lädiert war. Nach zweimaligem Spitalaufenthalt, einem Loch in der Lunge, Schlüsselbeinbruch und Lungenentzündung geht es Nick wieder viel besser und er wird bestimmt bald wieder reiten. Das Cross des Open Novice wäre eigentlich kein Problem gewesen, aber der Boden war leider so steinhart, dass ich mich entschlossen habe, mit Dally nicht an den Start zu gehen.
Unsere letzten Wochen in Cambridge verbrachten wir vor allem mit Packen, Organisieren, Putzen, Einladungen zu Abschiedsessen und Verkaufen von nicht mehr benötigten Sachen. Nachdem wir Gennaro in die Schweiz zu meinen Eltern gebracht hatten, flogen Alex und ich zurück und fuhren dann mit Dally die lange, fast endlose Strecke zurück in die Schweiz. Dank seiner Erfahrung und Coolness hat Dally die Reise sehr gut überstanden und fühlt sich im neuen Stall schon pudelwohl.
Im Gegensatz zu Dallys Boxe mit Auslauf, ist unsere neue Wohnung noch sehr ungemütlich, überall stehen unausgepackte Kartons herum, noch nicht zusammengesetzte Möbel warten auf geschickte Hände und nur dank Kerzen haben wir einigermassen Licht im Dunkeln. Wir freuen uns aber riesig, endlich wieder hier zu sein, in der Nähe von Familie und Freunden.
Nach meinem ersten Event dieser Saison hatte ich eine lange Pause bis zum nächsten Turnier, da wir in Belton wegen zu vielen Anmeldungen nicht starten konnten. In der Zwischenzeit haben Dally und ich fleissig trainiert, besonders das Springen, und waren gut vorbereitet für das Open-Novice in Keysoe. Es war ein Familienausflug, Alex und Gennaro kamen auch mit. Wegen der langen Trockenperiode hatte ich einige Bedenken wegen dem Boden, aber die Organisatoren haben sich wahnsinnige Mühe gegeben und die Strecke mit Sand belegt und zusätzlich gelöchert. In der Dressur wurden wir meiner Meinung nach zu streng gewertet, obwohl der Test fehlerlos war. Das Springen fand auf dem Allwetterplatz statt. Ich bin etwas zu zaghaft über die ersten paar Hindernisse geritten, was Dally mit einem Stopp quittierte und mich aufrüttelte. Den Rest des Parcours absolvierten wir im Stechtempo (ich wollte unbedingt Timepenalties vermeiden) und fehlerlos.
Zurück beim Transporter wechselte ich die Ausrüstung und begab mich an den Cross-Start. Nachdem ich in Poplar Park wie eine Schnecke geritten bin, gab ich nun von Anfang an mehr Gas. Dally gefiel's und er hüpfte wie immer ohne Probleme über alle Hindernisse. Wir beendeten die Prüfung auf dem guten 7. Rang.
Auch Gennaro hatte seinen Spass, er wanderte auf dem ganzen Areal herum, verfolgte mit grossem Interesse das Springen und gab nur ungern die Peitsche ab. Seither schaut er von morgens bis abends Pferde-Heftli an, zeigt auf die Pferde und wiehert!
Eine Woche später folgte schon das nächste Turnier in Aston le Walls. Diesmal flog meine Mutter extra aus der Schweiz ein, um mich zu unterstützen. Der Boden war über Wochen steinhart, auch in Badminton gab's darüber heftige Diskussionen.
Die Dressur meiner Abteilung, es gab 23 Abteilungen mit je etwa 40 Startern (es waren über 900 !!!!! Pferde an diesem Wochenende in Aston am Start!!), fand auf dem Sandviereck statt. Kaum auf der Mittellinie, goss es in Strömen mit Seitenwind, sodass Dallys Ohren fast überflutet wurden. Obwohl er sich weiterhin Mühe gab, hatten wir ein paar zappelige Abschnitte im Programm, was sich auf die Noten auswirkte. Gemäss Richter: Unlucky with the weather. Wir überlegten uns, falls es weiterhin regenete, heimzufahren. Doch das Wetter besserte sich, wir blieben und ich wärmte Dally für den Parcours auf. Der Boden war wie ein Acker und an enge Wendungen war nicht zu denken. Doch Dally meisterte seine Aufgabe bestens und wir absolvierten einen sehr schönen Parcours mit nur einem Stangenfehler, welcher man dem Boden zuschreiben könnte.
Die Cross-Strecke war sehr schön gebaut, mit langen Galoppstrecken, zweimal Wasser, Gräben, Ecken, schmale Sprünge, eben das gesamte Sortiment. Leider war auch hier der Boden über weite Teile der Strecke sehr tief und klebrig. Dally schien das gar nichts auszumachen und er war genial zu reiten. Ich hatte schon lange kein so tolles Gefühl mehr. Es stimmte einfach alles. Mit nur 3 Sekunden Überzeit galoppierten wir über die Ziellinie (man darf erst ab Intermediate-Level eine Stoppuhr tragen). Zufrieden beendeten wir die Prüfung auf dem 11. Rang.
Bettina und Dally in Poplar Park (05)
Endlich hat die Turniersaison wieder begonnen. Nach monatelanger Zwangspause wegen Dallys Verletzung und langweiliger Aufbauarbeit konnte ich es kaum erwarten, wieder über Geländehindernisse zu springen. Damit alles ohne Stress ablaufen und Alex mit Gennaro zu Hause bleiben konnte, ist meine Mutter extra für das Turnier eingeflogen. Es war nun meine dritte Teilnahme an den Poplar Park Horsetrials und somit wusste ich, was uns erwartete. Um Dally einen leichten Einstieg zu ermöglichen starteten wir im Open-Novice. Die Dressur verlief wie erwartet sehr gut. Seit ich Dally übernommen habe, war er noch nie so einfach dressurmässig zu reiten. Ich habe kaum mehr als 10 Gramm in den Händen, muss nur denken und er macht die Übungen perfekt. Somit überraschte es uns nicht, dass wir nach der Dressur auf dem 3. Rang lagen. Das Springen forderte uns schon mehr, besonders aufgrund meiner steigenden Nervosität. Dally liess sich aber nicht beeindrucken und absolvierte den Parcours nahezu fehlerfrei, nur eine (unerklärliche) Stange. Nun folgte das Cross, in welchem es ein paar neue Sprünge gab und einzelne Kombinationen etwas knifflig waren. Nicht nur deshalb gingen wir es langsam an, auch weil Dally noch keine Stollenlöcher in den Eisen hatte und er darum ohne Stollen galoppierte (der Boden war sehr sandig und griffig). Dally zeigte sich von der besten Seite und wir beendeten das Cross ohne Fehler mit etwas viel Zeitüberschreitung.
Wir waren alle sehr zufrieden, besonders nachdem die Tierärzte letzten Dezember nicht gerade zuversichtlich waren, ob Dally überhaupt so schnell wieder gesund werden würde.
In zwei Wochen wird unser nächster Start sein, sofern ich den Sprung von der Warteliste in die Startliste schaffe. Im Novice sind über 180 Konkurrenten angemeldet! Wie sagt man so schön in England: abwarten und Tee trinken!
Britische Girls beim Nationalsport
Die Zeit vergeht wie im Flug, denn seit meinem letzten Bericht sind schon fünf Monate vergangen. Im letzten September habe ich mit Dally an einem weiteren Open-Novice mitgemacht. Ich war eigentlich zufrieden mit dem Resultat, doch wie immer gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, besonders im Springen. Unser letztes Turnier der Saison war ein Open-Intermediate. Die Dressur verlief super, aber das war’s dann auch schon. Im Springen versagten meine Nerven komplett, was zum Ausschluss führte. Wie man so schön sagt, ein Unglück kommt selten allein: im Stall angekommen, führte ich Dally die Rampe des Pferdetransporters hinunter und in dem Moment brach auf der einen Seite das Scharnier! Dally fiel prompt mit einem Hinterbein dazwischen und konnte sich nur nach langem Zappeln wieder befreien und blieb auf drei Beinen stehen. Es war schrecklich und die Erinnerung an Floyds Beinbruch kam sofort wieder hoch. Nach etlichen Tierarztbesuchen, noch mehr Röntgenaufnahmen und wochenlanger Boxenruhe stellte sich heraus, dass es ‚nur’ eine sehr schmerzhafte Knochenquetschung des Röhrbeins war. Seit zwei Wochen reite ich Dally wieder und es geht ihm sehr gut. Zu gut, denn bis jetzt hat es kaum einen Ausritt ohne Bocksprünge gegeben! Unser erstes Turnier wird voraussichtlich Anfang März sein.
Floyd ist seit Mitte August in Avenches, wo er von Dominik aufgepäppelt wird. Nach gründlichen Untersuchungen hat sich ergeben, dass die Bruchstelle sehr gut verheilt ist und der einzige heikle Punkt wird sein Fesselgelenk sein. Dort hat sich leider Arthrose gebildet und es wird sich im Verlauf des Aufbautrainings zeigen, wie stark Floyd das beeinträchtigt. Eine Prognose zu stellen ist weiterhin nicht möglich.
Unser jüngstes Familienmitglied Gennaro feiert am 26. Januar seinen ersten Geburtstag! Er ist ein richtiger Lausbub und lässt keinen Streich aus. Zurzeit übt er ganz fleissig das Laufen, aber mehr als vier, fünf Schritte liegen noch nicht drin! Er macht uns riesige Freude und bringt uns jeden Tag zum Lachen.
Sonst hat sich unser Leben hier in Cambridge nicht gross verändert.
Letzten Sonntag habe ich mit Dallywell an einem Open Novice mitgemacht. Nach über einjähriger Babypause war dies das zweite Military für mich. Der erste Start war auch ein Open Novice, welcher aber weniger erfolgreich war als gestern. Uns gelang damals eine gute Dressur, im Springen fielen zwei Stangen und im Cross hatte ich noch nicht den Mut, aufs Ganze zu gehen, was mich einen Stopp kostete. Trotzdem war ich mit Dally zufrieden, denn er hat sich sehr Mühe gegeben.
Alex und Gennaro blieben gestern zu Hause und ich fuhr mit einer Kollegin vom Stall zum Event. Das Wetter war wie immer herrlich und der Boden schön federig. Die Dressur verlief ohne Zwischenfälle, doch die Richterin war nicht sehr grosszügig mit den Noten. Meine Dressur-Trainierin meinte dazu nur: she is crap and blind as a bat! Don't worry, it's not your fault.' Dank vielen Springstunden mit Nick gelang mir einer der besten Parcours seit langem. Ich hatte einen guten Rhythmus, Dally gehorchte, aber leider fiel trotzdem eine Stange. Das Cross war nicht schwierig und die wenigen Kombinationen liessen sich ohne Probleme auf direktem Weg reiten. Aus der Startboxe galoppierte Dally los so schnell wie eine Rakete. Er hüpfte über die Hindernisse als wären es nur Cavalettis. Noch im Ziel hatte ich alle Hände voll und konnte kaum bremsen! Ich spürte richtig, wie Dally mit Freude dieses Cross beendete. Zufrieden, platziert auf dem 6. Rang, fuhren wir wieder nach Hause.
Im Stall läuft alles wie immer, ausser dass unsere Sattelkammer komplett ausgeraubt wurde. Trotz einer massiven Eisentür mit grossem Schloss fanden wir eines Morgens eine leere Sattelkammer vor. ALLE Sättel, ich besass drei, Nick etwa zwölf, alle Zäume, alle Lederhalfter und alle Vorgeschirre wurden gestohlen. Wir konnten nicht mehr reiten und Nick musste so schnell wie möglich neue Sättel und Zäume organisieren, da er am Wochenende an den Britischen Meisterschaften teilnahm. Von Eddy Stibbe konnte er das Nötigste für sich und uns ausleihen. Aber eben, Sattel ist nicht gleich Sattel und jedes Pferd hat einen anderen Rücken. Wir haben nun zwar neue Sättel bestellt, aber die Lieferfristen sind nicht gerade kurz und wahrscheinlich treffen die neuen erst Ende Saison ein. Wenigstens war es möglich in der Schweiz einen Dressursattel zu kaufen, welchen ich im Flugzeug mit nach England transportiert habe.
Die zweite unangenehme Geschichte betrifft Floyd. Nach einer stabilen Periode hat er wieder angefangen zu lahmen und es bildete sich erneut ein Spalt in der Bruchstelle in seinem Bein. Die Ärzte verordneten ihm vorläufige Boxenruhe. Die Prognose für Floyd ist nicht gut, die Veterinäre glauben nicht an eine vollständige Heilung, da die Verknöcherung auch nach über einem Jahr sehr schlecht ist. Auch ich bezweifele, dass ich ihn jemals wieder reiten werde. Wir sind alle unendlich traurig, denn Floyd war ein so extrem gutes Militarypferd mit überdurchschnittlichem Mut und Kampfgeist.
Wer uns hingegen sehr viel Freude bereitet ist der kleine Gennaro. Er ist nun schon sieben Monate alt und entwickelt sich prächtig. Er hat Pfausbacken, speckige Beine und ein so fröhliches Lachen, man vergisst für einen Moment alle Sorgen. Die Zeit in der Kinderkrippe, wo er drei Nachmittage ist, geniesst er richtig, denn dort hat es viel lässigere Spielsachen als zu Hause und natürlich andere Kinder.
Seit meinem letzten Bericht aus England hat sich einiges verändert. Das Hauptereignis war natürlich die Geburt von unserem Sohn Gennaro. Er ist jetzt schon 10 Wochen alt und wir können uns ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Gennaro ist ein sehr liebes Baby, weint meist nur wenn er hungrig oder müde ist. Sein Lachen bezaubert uns täglich.
Nach fünf Monaten habe ich vor kurzem wieder mit dem Reiten begonnen. Ich habe mir schon gedacht, dass es komisch sein würde, aber dass ich so total ausser Form bin, hat mich dann doch erstaunt! Durch die Schwangerschaft habe ich all meine Bauchmuskeln und dadurch die Stabilität verloren. Meine Beine hingen nutzlos links und rechts vom Sattel herab. Ich bin mir vorgekommen wie ein Anfänger! Es hat trotzdem Spass gemacht, endlich wieder auf meinen Pferden zu sitzen. Dally und Floyd haben beide den Winter hier in England gut überstanden. Dally ist so rund wie noch nie und strotzt nur so vor Energie.
Am letzten Wochenende ist Nick mit ihm zum ersten Mal in dieser Saison in einem Open Intermediate gestartet. Das Wetter war (wie immer hier in England) sehr schön, sonnig und blauer Himmel, der Boden war federig weich und die Cross-Strecke wunderschön gebaut. Meiner Ansicht nach war die Dressur mittelmässig, der Kommentar des Richters war jedoch: 'attractive horse working well, but terrain affecting fluency at times'. Ausser einem unerwarteten Stopp sprang Dally sehr gut im Parcours. Seine Stärke zeigte Dally wie immer im Cross, wo er mit Leichtigkeit über alle Hindernisse flog. Es resultierte ein 12. Rang von 40 Gestarteten. Wir sind alle sehr zufrieden mit Dallys Leistung, vor allem weil Nick praktisch nie geübt hat.
Noch mehr Freude haben wir alle an Floyds gesundheitlichem Fortschritt. Letzten November konnten wir mit Ausreiten beginnen, was jedoch schnell wieder abgebrochen werden musste, da er einen schweren Hufabszess bekam. Floyd hatte erneut wochenlange Boxenruhe, verlor die Lust am Fressen und sah jeden Tag kränker aus. An Weihnachten glaubte sogar Nick, der grösste Optimist, nicht mehr an eine vollständige Erholung. Dann plötzlich kam die Wende. Floyd hatte Freude am Arbeiten, er frass mehr und lahmte jeden Tag weniger. Jetzt ist April und wir können mit Springtraining über kleine Hindernisse beginnen! Ich longiere ihn mehre Male pro Woche, er wird dressurmässig gearbeitet und kann auf die Weide.
Die Eventing-Season hier in England ist letztes Wochenende zu Ende gegangen. Nick startete zum letzten Mal mit Dally in einem Open Intermediate in der Nähe von Cambridge. Das Wetter war wie immer wunderschön und die Bodenverhältnisse ideal. Das Cross erinnerte mich ein wenig an Turniere in der Schweiz - viele Wendungen, schräge Linien, komische Kombinationen und verirrte Zuschauer, welche im letzten Moment zur Seite springen! Dallys Dressur war gut, aber nicht brilliant. Er hat einfach Mühe, sich in einem 20x40m-Viereck zu präsentieren und der Dressurtest war auch nicht ideal für ihn. Er lag auf dem 8. Zwischenrang von 15 Startern. Dafür sprang er einen sehr guten Parcours mit nur einer Stange. Nick hatte eigentlich vor, mit einem Nuller im Cross in den vorderen Ränge zu landen. Leider musste er trotz fantastischer Runde einen blöden Stopp in Kauf nehmen. Nach einem grossen Open-Ditch folgte die erste Wasser-Kombination und ich vermute, dass Dally das Wasser erst im letzten Moment gesehen hat, erschrak und deshalb schnell eine Pause einlegte. Den Rest vom Gelände übersprang er mühelos und mit viel Freude.
Dally wird nun noch zwei Wochen ausgeritten, erhält dann ein paar Wochen Weidepause und ab Dezember wird Nick ihn solange übernehmen bis ich nächstes Jahr wieder reiten kann.
Letzte Woche war ich mit Floyd in der Klinik in Newmarket, und bessere Neuigkeiten könnte es gar nicht geben! Sein Bruch ist sehr gut verheilt, das Gelenk ist elastisch und es lässt sich keine Arthrose erkennen. Beim Vortraben braucht es Adleraugen, um ein Hinken zu sehen!
Durch die wochenlange Immobilisation des Beines durch Gips und Schiene ist der Knochen gesamthaft schwächer geworden (wie bei einem Astronauten, welcher lange Zeit ohne Belastung im Weltall war). Um den Knochen wieder zu stärken, muss er belastet und gebraucht werden. Der Arzt verordnete Floyd deshalb tägliche Ausritte mit kurzen Trabphasen. Da es für mich etwas riskant ist, mit einem lebhaften Pferd wie Floyd auszureiten, wird er nun von unserem Groom Pippie oder von Nick selbst geritten. Wie schon während den letzten Monaten verhält sich Floyd ausgezeichnet. Wenn es hoch kommt, macht er pro Ritt ein 'Gümpli'. Für mich ist es wahnsinnig toll, Floyd mit Sattel, Zaum und Reiter zu sehen!
WIR HABEN GEHEIRATET!!!!
Am letzten Samstag, 8.10.2005 haben Alex und ich unsere zivile Hochzeit hier
in Cambridge gefeiert
Während die Schweiz im Regen ertrinkt, können die Pferde hier in England bei schönstem Sommerwetter (25°C) an diversen Turnieren an den Start gehen. Dally war vor zwei Wochen für ein Open-Novice angemeldet, doch da der Boden steinhart war, habe ich ihn zurückgezogen. Am letzten Sonntag hatte er endlich wieder die Gelegenheit, mit Nick in einem Intermediate-Novice in Brockenhurst zu starten. Das Event war in der Nähe von Southampton, also fast an der Südküste von England. Gemäss den gefahrenen Kilometern sind wir in einem Tag von Zürich nach Florenz gefahren! Für ein One-Day-Event!! Dally reiste schon zwei Tage vorher in den Süden, Nick hatte zwei weitere Pferde angemeldet, welche schon am Samstag zum Einsatz kamen.
Die Dressur war im Gegensatz zum letzten Mal viel harmonischer und dementsprechend klassierte sich Dally auf dem guten 4. Zwischenrang von 31 Teilnehmern. Im Springen zeigte sich, dass Dallys Selbstvertrauen über höhere Hindernisse noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Er sprang etwas unsicher und warf zwei Stangen ab. Nick liess den Kopf nicht hängen und startete positiv ins Gelände. Dieses war wunderschön, der Boden angenehm weich und die Hindernisse sehr einladend gebaut. Dally war in seinem Element und galoppierte leichtfüssig und voller Freude übers Cross. Mit diesem Nuller in der Zeit platzierte sich Dally auf dem 11. Schlussrang.
Vor dem nächsten Event, welches ein Intermediate sein wird, macht Nick mit Dally an ein paar Springconcours mit. Nach diversen schlechten Parcours mit mir muss Dally sein Vertrauen über höhere Parcours wieder finden.
Floyd ist seit etwa zehn Tagen zurück im Stall und kann es kaum erwarten, endlich wieder in der Landschaft herum zu spazieren. Bis am Freitag hat er noch Boxenruhe, danach können wir mit dem Aufbautraining, welches mit 10 Minuten Schritt zwei Mal am Tag beginnt, anfangen.
Comeback von Dallywell!!
Nach drei Monaten Turnierpause hat Dally letzten Dienstag in einem Novice (nationales Ein-Stern) mitgemacht. Geritten wurde er nicht von mir, sondern von Nick Turner. Viele von euch fragen sich jetzt weshalb der Reiterwechsel. Der Grund ist rein biologisch: ich bin im vierten Monat schwanger! Ich werde ab sofort vermehrt groomen und Dally nur noch zu Hause ausreiten und dressurmässig arbeiten.
Dally hat sich gut von seiner Knieschwellung erholt und war fit für seinen ersten Einsatz. Zur Vorbereitung ist er mit Nick an einem kleinen Spring-Concours gestartet. In der ersten Runde flog er zwar ohne Fehler aber so schnell wie ein Formel-Eins-Auto über die Hindernisse, die zweite Runde war etwas kontrollierter. Das Event fand im Park von Schloss Windsor statt. Zum Glück hatte es die letzten paar Tage etwas geregnet und der Boden war pferdefreundlich weich (Hier in England ist es zurzeit extrem trocken, es regnet kaum, der Boden ist hart wie Zement und an den Turnieren ziehen viele Reiter ihre Pferde nach der Dressur zurück). Dally zeigte für seine Verhältnisse eine mittelmässige Dressur, was nicht weiter erstaunlich ist nach so kurzer Gewöhnungsphase an einen neuen Reiter. Das Springen war nicht anspruchsvoll und Dally sprang einen schönen und kontrollierten Nuller. Der grösste Teil der Geländestrecke führte auf Sandwegen durch den Wald. Ich hatte überhaupt keine Bedenken was die Sprünge anbelangte, etwas nervös war ich, weil ich nicht einschätzen konnte, ob Nick Dally unter Kontrolle halten konnte. Denn wenn Dally einmal in Fahrt ist, heisst es: bitte anschnallen! Die beiden meisterten das Cross mit Bravour. Nick spürte richtig, wie es Dally Spass machte, zwischen den Bäumen hindurch zu flitzen und, wo nötig, über ein Hindernis zu hüpfen. Ich war total erleichtert und glücklich, dass Dally immer noch seinen altbekannten Kampfgeist in sich hat. Er platzierte sich auf dem 5. Rang von 33 Startern. Mit diesem Resultat holte er zwei weitere British Eventing-Punkte, womit er in die Advanced-Klasse (nationales 3-Stern-Niveau) aufgestiegen ist. Dallys nächstes Turnier ist schon am nächsten Donnerstag, nochmals ein Novice.
Neuigkeiten gibt es auch von Floyd. Er ist immer noch in der Klinik in Newmarket. Die Knochenheilung schreitet sehr gut voran, er trägt weder einen Gips noch eine Schiene. Jeden Tag darf er ein paar Minuten spazieren. Er sieht immer noch zufrieden aus und wird vom ganzen Klinikpersonal als Musterpatient in den Himmel gelobt. Das Personal kann kaum glauben, wie ruhig und vernünftig Floyd sich nach wochenlanger Boxenruhe verhält, er sei doch schliesslich ein energiegeladenes Three-Day-Event-Pferd! Falls die nächsten Röntgenbilder weitere Fortschritte zeigen, kann er eventuell nächste Woche nach Hause. Wie seine sportliche Zukunft aussieht, wissen wir noch nicht. Die kommenden Monate werden es uns zeigen.
Diary No. 19: 6.7.2005
Seit Floyds Unfall in Windsor sind nun fast sechs Wochen vergangen. Er steht immer noch in der Klinik in Newmarket, wo er rund um die Uhr grossartig betreut wird. Die ersten Röntgenbilder zeigten einen Dreifachbruch des hinteren Röhrbeins. Der Arzt meinte, bei so einer schlimmen Fraktur sei das Risiko für eine Operation und das Aufwachen aus der Narkose zu gross. Er entschied sich deshalb, Floyds Bein einzugipsen. Floyd durfte sich ab da nicht mehr gross bewegen, hinlegen schon gar nicht und musste darum 24 Stunden angebunden in der Boxe stehen. Er tat mir so unendlich leid. Ich kam mir vor wie der grösste Tierquäler. Nun hat sich gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Floyd ist ein super Patient! Er verhält sich ruhig, frisst normal, schaut interessiert aus dem Fenster und lässt all die Kontrolluntersuchungen sehr gelassen über sich ergehen. Er hat etwas Gewicht verloren, aber er sieht noch lange nicht wie ein Gestell aus! Bei meinen Besuchen hatte ich bis jetzt noch nie das Gefühl, dass er sich aufgegeben hat. Er macht ein fröhliches Gesicht und frisst voller Genuss die mitgebrachten Karotten. Auf den neuesten Röntgenbildern konnte man erkennen, dass ein Knochenaufbau stattfindet. Anfangs nächste Woche wird dann entschieden, ob er unangebunden in der Boxe stehen darf. Das einzig Positive an diesem Unglück ist, dass es in England passiert ist. Irgendwo sonst in Europa hätte Floyd keine Chance auf ein weiteres Leben gehabt.
Meist kommt ja ein Unglück selten allein. Auch Dally hatte verletzungsbedingt eine fast dreiwöchige Pause. Er hatte am Vorderknie ein Hämatom, welches sich einfach nicht auflösen wollte. Er war nie lahm oder empfindlich, aber der Tierarzt meinte, es wäre besser zwei Wochen nicht zu reiten. Dally wurde mit Salben behandelt und durfte zwei Mal täglich an den Horsewalker. Gestern war ich das erste Mal wieder ausreiten und er fand's toll. Heute benahm er sich wie ein Knallfrosch, ich musste mich recht anstrengen, um Chef zu beiben!
Diary No. 18: 12.5.2005
Nach einem weniger erfolgreichen Start am CIC** in Burnham Market mit Dallywell vor ein paar Wochen (Sturz im Gelände), verlief das CIC** von Osberton sehr nach unserem Geschmack. Beide Pferde waren im Zweistern angemeldet, welches Samstag und Sonntag stattfand. Diesmal konnte ich nicht nur auf Groom Alex zählen, auch meine Mutter war tatkräftig dabei. Der Stall, wo die Pferde übernachteten war zum Glück nur wenige Minuten vom Showground entfernt. Die Dressurvierecke befanden sich auf einer riesigen Wiese, der Platz zum Abreiten war etwa vier Fussballfelder gross! Floyd hatte in seiner Section schon die Startnummer drei. Er gab sich zwar Mühe, aber seine Angespanntheit lässt sich nur schwer vor den Richtern verbergen. Dementsprechend befanden wir uns nach der Dressur in der Mitte des Feldes. Dally zeigte meiner Meinung nach eine sehr gute Leistung im Viereck, die Richter sahen es leider etwas anders.
Danach versorgten wir die Pferde und begaben uns auf die Geländestrecke. Im grossen und ganzen war das Cross sehr ähnlich gebaut wie letztes Jahr. Einladende Sprünge zu Beginn,
dann einige technische Hindernisse, gefolgt von einer langen Galoppphase,
die Wasserkombination in der Mitte,
heimwärts durch den wunderschönen Park von Osberton und nach einem Rennbahnschlussspurt ein letzter Sprung ins Ziel.
Die einzige Kombination, welche mich total ratlos machte, bestand aus drei schmalen Kisten, welche wie hingeworfen mitten auf der Wiese standen:
Ritt man mit Schwung über Sprung a passte es wahrscheinlich mit zwei Galoppsprüngen auf Sprung b, aber man würde kaum Element c erwischen. Falls man a und b auf drei Galoppsprünge ritt, was fast nur mit Rückwärtssalto und nach rechts herumreissen gelingen wird, würde es entweder sehr eng oder sehr weit auf c werden. Auch nach einer zweiten Besichtigung wusste ich noch nicht, wie man diese Kombination am besten reiten sollte, ohne sich nur aufs Glück zu verlassen.
Am nächsten Tag konzentrierte ich mich deshalb zuerst auf den Parcours. Floyd war ungewohnt treibig, was wiederum ein Vorteil in der eng gestellten Dreierkombination war. Voller Freude beendeten wir das Springen mit Null Fehlern! Mit Dally klappte das Springen auch dieses Mal noch nicht ganz. Zwischen uns gab es wieder ein Missverständnis, was ein Refus zur Folge hatte.
Bei herrlichem Wetter konnte nun endlich das Cross beginnen. Floyd konnte es kaum erwarten und machte seine Freudentänze schon lange vor dem Start! Und ich wusste immer noch nicht, wie ich diese drei Kisten reiten sollte! Auf dem Weg in die Startboxe überhörte ich, wie ein Reiter einem anderen erzählte, dass diese Kombination auf superschräger Linie mit jeweils zwei Galoppsprüngen ganz einfach zu überwinden sei..... Kaum gestartet, zeigte sich wieder einmal, dass ich mir auf Floyd nie den Kopf bezüglich Distanzen zerbrechen muss. Floyd fuhr seine Flügel aus und bewältigte das Cross einmal mehr in grossartiger Manier. In der verzwickten Kombination machte ich etwas mehr Druck, Floyd verlängerte sich und hinter uns war sie! Null Fehler mit einer kleinen Zeitüberschreitung.
Da ich mit Dally sowieso keine Chancen auf einen Spitzenplatz hatte und ich nach dem schlechten Erlebnis im letzten Event etwas unsicher war, beschloss ich eine schöne fehlerlose Runde zu reiten, ohne auf die Zeit zu schauen. Nach einem bösen 'Rumpler' bei Hindernis zwei galoppierte Dally wie auf Schienen übers Gelände. Nach jedem Sprung wuchs das Vertrauen zwischen uns und es machte richtig Spass! Trotz 50 Sekunden Zeitüberschreitung waren wir alle sehr zufrieden mit Dallys 'clear round'. Floyd beendete dieses CIC** auf dem stolzen 9. und Dally auf dem 26. Rang.
Beide Pferde geniessen nun bei wunderschönem Frühlingswetter den täglichen Weidegang. Floyd rennt den Schafen hinterher und falls keine Schafe da sind, wird Dally zum Spielen gezwungen. Das nächste Event für Floyd wird Ende Mai das CCI** Windsor sein und Dally habe ich für das CIC** in Sansaw angemeldet.
Diary No. 17: 5.4.2005
Seit meinem letzten Tagebuchbericht habe ich mit Floyd und Dally drei weitere Turniere bestritten. Nicht immer lief alles wie gewünscht und nur einmal erreichte ich einen Platz unter den ersten zehn. Mit Floyd waren wir in Lincoln an einem Intermediate. Die Dressur war zum Vergessen ich hatte das Gefühl auf einer Giraffe zu sitzen, welche einen Besen verschluckt hat und auch der Parcours misslang. Einzig das Cross war wie immer einsame Spitze und dank der drittschnellsten Zeit konnten wir uns auf den 14. Schlussrang von 35 Teilnehmern verbessern.
Das nächste Wochenende war Dally im Einsatz. Wir starteten in Great Witchingham in einem Intermediate-Novice. Dressur und Springen war Intermediate-Level, das Cross Novice-Level (Nick riet mir vom Intermediate ab, da die Geländestrecke dort nicht so schön gebaut sei). Die Dressur gelang fehlerlos, jedoch nicht der Parcours. Das Cross bewältigten wir mit Null. Da der Boden stellenweise sehr tief und rutschig war musste ich eine kleine Zeitüberschreitung in Kauf nehmen. Am Ende des Tages landeten wir auf dem 13. Rang von 23.
Am letzten Wochenende startete ich mit Floyd an den Intermediate-Owner-Rider-Championships in Belton Park, wofür wir uns letztes Jahr mit dem Sieg in Brightling Park qualifiziert hatten. Da Nick auch in einer Intermediate-Klasse startete, konnte Floyd im grossen Lastwagen dorthin fahren. Belton Park besteht aus einem schlossartigen Haus, welches umgeben ist von einem wunderschönen Park. Ich bin mir vorgekommen wie in Klein-Badminton!
Das Wetter war frühlingshaft warm und die Engländer waren natürlich in Picknick-Laune und haben den ganzen Tag gegessen und getrunken. Obwohl Floyd dem Cross-Speaker zuhören musste, gab er sich in der Dressur Mühe und probierte sein Gezappel auf ein Minimum zu beschränken.
Es gibt jedoch nichts, was ihm mehr Freude bereitet, als durchs Gelände zu galoppieren! Meine Aufgabe im Cross beschränkt sich eigentlich auf die Steuerung und darauf, manchmal das Tempo zu reduzieren. Wir flogen über die Hindernisse bis zur zweitletzten Kombination, welche eine Doppelecke mit einer sehr kniffligen Linienführung war. Ich konzentrierte mich zu früh auf die zweite Ecke und ritt die erste in einem Winkel an, aus dem Floyd unmöglich springen konnte. Beim zweiten Mal Anreiten klappte es. Trotz diesem Run-Out blieben wir in der Zeit, was nur noch einem weiteren Reiter gelang.
Das Springen, welches hoch und anspruchsvoll war, verlief in umgekehrter Reihenfolge. Ich lag momentan auf dem 7. Zwischenrang. Obwohl ich ein supertolles Gefühl hatte und Floyd sehr gehorsam war, fielen leider zwei Stangen. Diese Championships beendeten wir auf dem 8. Schlussrang von 18 Teilnehmern.
Im Stall hat es Veränderungen bezüglich Grooms gegeben. Pippi ist noch hier, nicht aber Joe. Dafür hat Nick einen ehemaligen Groom (John) eingestellt. Dank John spielt das Radio nicht mehr so laut, die Boxen sind besser ausgemistet und die ganze Anlage ist viel sauberer. Meine Pferde können bei schönem Wetter schon auf die Weide. Beide fühlen sich dort so wohl, dass sie sich nebeneinander flach hinlegen und Mittagsschlaf machen. Sehr erfreulich ist, dass Pepo beim Ausreiten eine tolle Galoppstrecke gefunden hat, wo wir mit den Pferden intensives Konditionstraining machen können. Die Strecke befindet sich auf einem alten Bahndamm, welcher in einen langsam ansteigenden Wiesenweg führt. Der Boden dort ist immer optimal. Mit einem Tempo von etwa 500m/min kann man 7-8 Minuten ohne Unterbruch galoppieren!
Diary No. 16: 16.3.2005
Als Einstieg in die Saison 2005 bin ich mit Floyd und Dally in einem Open Novice (Nationales Einstern-Event) gestartet. Bei strahlendem Sonnenschein sind Alex und ich auf dem Showground von Poplar Park angekommen. Als erstes besichtigten wir das Cross, welches ähnlich wie letztes Jahr war. Es gab einige Kombinationen mit sehr schmalen Sprüngen, breite Tische und lange Galopp-Phasen. Die Strecke war fair und ich hatte überhaupt keine Bedenken.
Als nächstes war Dally mit der Dressur dran. Beim Abreiten spürte ich schon, dass seine Aufmerksamkeit mehr dem Speaker und den anderen Pferden als mir galt. Er gab sich zwar Mühe, mich nicht ganz zu vergessen, aber seine überschäumende Freude, endlich wieder Turnieratmosphäre zu erleben, war schwierig zu kontrollieren. Im Viereck war Dally dann so angespannt, dass es nur einen Hauch von zuviel Druck brauchte und er explodierte. Dementsprechend waren die Noten nicht so gut. Bei Floyd ging ich deshalb auf Nummer sicher und liess ihn zuerst an der Longe austoben, was er voller Genuss auch tat! Im Viereck blieb Floyd locker und konzentrierte sich bis zum Schlussgruss. Seine Noten waren zum ersten Mal besser als diejenigen von Dally! Kaum war die Dressur mit Floyd vorbei, wurde er schon im Parcours erwartet. Er sprang einen sauberen Nuller. Da es in England üblich ist, den Reitern mit mehreren Pferden möglichst wenig Zeit zum Pferde wechseln zu lassen, musste ich für Dallys Parcours mega pressieren. Zu unserer Freude hatte auch er einen Umgang ohne Fehler! Nun konnten wir endlich den spannendsten Teil angehen. Da Dally seit letztem Juli kein Cross mehr gemacht hat, plante ich mit ihm eine saubere Runde ohne Zeitdruck. Dally liess sich ohne Probleme über die Sprünge steuern und bewältigte das Cross spielerisch ohne Fehler. Ich fühlte richtig, wie es ihm Spass machte. Im Ziel angekommen, wusste ich, dass wir wieder ein Team waren und einander vertrauen können. Für Floyd war das Cross gar keine Herausforderung. Er flitzte zwischen den Bäumen hindurch und nebenbei sprang er die Hindernisse. Erstaunlicherweise war niemand in der Zeit, nicht mal Floyd! Nach Beendigung des Events konnte sich Floyd auf dem 5. Rang platzieren und Dallywell auf dem 26. Rang von 40 Teilnehmern. Alex und ich waren sehr zufrieden.
Natürlich vergeht kein Turnier ohne die obligate Panne. Wie immer waren wir die letzten, welche den Showground verlassen wollten. Es war schon dunkel. Doch leider konnte ich den Motor unseres Autos nicht starten, weil die Batterie tot war! Alex schaffte es dank einem Olympia-mässigen Spurt Pepo einzuholen, welcher kurz vorher abgefahren war. Nach einem kurzen Überbrücken konnten wir uns alle endlich auf die Heimfahrt machen.
Diary No. 15: 8.3.2005
Während die Schweiz im Schnee versinkt, sind wir schon fleissig am Trainieren für das erste Event am nächsten Sonntag. Nach ihrer Winterpause, welche Dallywell und Floyd sehr gut überstanden haben, begann ich mit einer vierwöchigen Ausreitphase. Besonders Dally fand das eher langweilig und wollte am liebsten sofort mit richtigem Training beginnen. Floyd hingegen war nicht so einfach aus seinem Winterschlaf heraus zu holen. Sobald er aber zum ersten Mal über Cross Country-Hindernisse springen durfte, war er kaum mehr zu halten!
Man sieht's nicht so recht, aber auch in England kanns richtig schneien!
Im Stall hat es einige Veränderungen gegeben. Nick hat zwei neue nette Grooms eingestellt, Joe und Pipi; und ein neuer Mann-für-Alles, Arthur, ist für alles Handwerkliche zuständig. Alle waren schon nach kurzer Zeit ein eingespieltes Team und umsorgten alle Pferde und Reiter bestens. Ausserdem hat unser Yard Verstärkung durch einen Olympia-Reiter bekommen: Pepo Puch ist mit vier Pferden und seinem Groom für ein paar Monate nach England gereist und wird mit der Kroatien-Fahne die englische Konkurrenz aufmischen!
Pepo Puch, der österreichische Kroate mit Affinität zur Schweiz nun in England! Hier mit Hampson.
Kürzlich habe ich eine Schweizerin, Fränzi, welche in der Pferdeklinik in Newmarket ihre Dissertation macht, kennen gelernt. Nebenbei ist sie Trainingsjockey in einem Rennstall und reitet mehrmals pro Woche einige Rennpferde. Natürlich habe ich sie gefragt, ob ich auch einmal beim morgendlichen Training mitreiten dürfe. Letzte Woche hatte ich nun die Gelegenheit, Jockey auf einer zweijährigen Stute zu sein. In der Gruppe machten wir zuerst einen Aufwärmtrab. Es hiess, mein Pferd sei ganz brav, aber es bockte und hüpfte nur so unter mir. Ich musste sehr aufpassen, dass ich in diesem kleinen Rennsattel nicht die Balance verlor! Danach wurden die Bügel noch kürzer geschnallt und auf Kommando des Trainers flitzten wir im Renngalopp die Trainingsbahn hinauf. Nach diesem Galopp war mein Pferdchen ausgetobt und der Rückweg verlief ohne Bocken. Obwohl ich nur einen winzigen Einblick in die Welt des Rennsports erhalten habe, bin ich nicht so begeistert davon. Die Atmosphäre in einem Rennstall ist irgendwie immer etwas hektisch, kaum ein Jockey hat eine intensive Beziehung zu einem Pferd, welches eine Sache in einer Industrie ist, wo es um viel Geld geht. Ich bleibe überzeugter Military-Reiter, wo das Pferd und die Beziehung zum Tier und nicht das grosse Geld im Mittelpunkt stehen.
Am Sonntag haben Pepo und ich an einem Springturnier mitgemacht. Für Alex war es die Generalprobe nach der Winterpause als Groom. Er war wie immer super! Meine beiden Pferde sprangen sehr gut. Im ersten Umgang hatte ich mit beiden einen Doppelnuller, Floyd war 2. und Dally 4. Im zweiten Umgang hüpfte Floyd wie ein Frosch zwischen den Sprüngen rum, hatte nur Blödsinn im Kopf und berührte eine Stange. Dally zeigte sich von seiner besten Seite und sprang wieder fehlerlos. Auch Pepo hatte einen Nuller, und somit mussten wir zwei als einzige im Stechen um den Sieg kämpfen. Ich kürzte überall ab, aber leider fiel die Stange am letzten Sprung und Pepo gewann die Prüfung mit einem Nuller. Floyd wurde dank seiner schnellen Runde Dritter. Nach einem letzten Dressurtraining am Mittwoch werden wir gut vorbereitet am ersten Event am Wochenende teilnehmen.
Diary No. 14: 15.10.2004
Nach insgesamt 13 Events hier in England habe ich die Saison sehr erfolgreich beendet. Floyd hat in Weston Park nochmals gezeigt, was in ihm steckt. Mit seinem brillianten 8. Rang im CCI** hat er sich nun für CIC***-Events qualifiziert!
Am Dienstag fuhr ich (ohne Groom!) James hinterher nach Weston Park. Die Ställe auf dem Showground waren eher dürftig und die Einstreu bestand aus Karton-Schnitzeln. Floyd war sehr skeptisch. Wenigstens befand sich der Wasser-Lastwagen direkt vor seiner Boxe, somit musste ich nicht bis zur Erschöpfung Wassereimer schleppen. Nachdem Floyd versorgt war, fuhr ich zum B&B. Genau wie die Boxe von Floyd war auch mein Zimmer sehr einfach. Am nächsten Morgen goss es in Strömen und der Grasboden verwandelte sich in kürzester Zeit in ein Schlammfeld. Wenn etwas eine Katastrophe ist, dann ein Turnier bei schlechtem Wetter. Alles ist und bleibt nass, man friert und kann sich auch nicht aufwärmen, da die Engländer keine geheizten Festzelte kennen, und den Pferden regnet es in die Ohren.
Zum Glück blieb es bei diesem einen, morgendlichen Schauer und für den Rest der Woche schien meistens die Sonne. Am Mittwoch putzten wir die Pferde auf Hochglanz und trabten vor der Groundjury vor. Der erste Teil war hinter uns. Am Nachmittag hatte ich Dressurstunde bei Nick. Im Hirn von Floyd hat's jetzt eindeutig Klick gemacht, denn das 'Dressürlen' mit ihm macht richtig Spass! Er ist aufmerksam, willig und lässt sich nicht wegen jeder Kleinigkeit ablenken. Am Abend war ich bei James im Lastwagen zum Nachtessen eingeladen. Es ist schon noch gemütlich in so einem Lorry! Am Donnerstag stand die Dressur auf dem Programm. Floyd zeigte sich von der besten Seite und hat nur in den Galopp-Wechseln etwas gezappelt. Danach lief Nick mit James und mir das Gelände ab. Bei Sprung Nummer 3 stockte James zum ersten Mal der Atem, ich schaffte es bis zu Nummer 5! Die Strecke war sehr lang (9 ½ Min.), die meisten Kombinationen waren technisch anspruchsvoll und die Distanzen dazwischen eher undefinierbar. Trotzdem war der Kurs einladend gebaut, wenn auch die Sprünge maximal hoch und breit waren. Ich hatte ausserdem ein wenig Bedenken, ob Floyd ein so langes Cross durchstehen würde. Am Freitagmorgen spazierte ich mit Floyd (oder eher er mit mir) zwischen den hunderten Lastwagen herum, er versuchte das beste Gras zu finden. Am Nachmittag war das Springareal für 1 1/2 Stunden offen für jedermann. Wir waren natürlich nicht die Einzigen! Um uns herum galoppierten und sprangen mindestens fünfzig andere Teilnehmer. Ich kam mir vor wie in einem Ameisenhaufen. Floyd genoss den Trubel und sprang sehr hoch und schnell. Endlich waren auch meine Grooms angekommen: meine Mutter und sogar mein Vater unterstützten mich ab heute.
Am Samstag war Crosstag. Ich hatte eine sehr späte Startnummer, was ich ausnutzte, um die anderen Reiter im Gelände zu beobachten. Schon bald liess sich erahnen, wo die Klippen sein würden, besonders die Kombinationen mit den schwierigen Distanzen waren kein Kinderspiel. Ich fühlte mich trotzdem sicher und freute mich auf unseren Start. In der Startboxe nahm sich Floyd einigermassen zusammen und schoss wie eine Rakete los. Mit jedem erfolgreich überwundenen Sprung schien die Strecke immer einfacher zu werden. Floyd war einsame Spitze und galoppierte wie ein Schnellzug zwischen den Sprüngen. An der ersten Wasserkombination passierte mir ein Missgeschick. Floyd sprang etwas zu rund über den Baumstamm ins Wasser rein, sodass ich etwas aus dem Gleichgewicht kam und mit der linken Hand hart auf seinem Widerrist aufschlug. Ich hörte wie irgend etwas brach und gleichzeitig wusste ich, dass wir noch das C-Element dieser Kombination springen mussten. Da Floyd auf Autopilot eingestellt war, schafften wir es. Dank Adrenalin und Wille bewältigten wir die zweite Hälfte des Cross ohne weiteren Zwischenfall und durchritten die Ziellinie ohne Fehler und innerhalb der erlaubten Zeit. Wir freuten uns riesig! Meine Mutter und Nick betreuten Floyd und mein Vater fuhr mich ins nächste Spital zum Röntgen. Ausser Klebstreifen um die Finger erhielt ich keine Behandlung, ich wollte ja unbedingt das Springen am Sonntag reiten. Schmerzen verspürte ich zum Glück praktisch keine.
Am nächsten Morgen trabte Floyd frisch wie immer durch die Vet-Visite. Das Springen in umgekehrter Reihenfolge begann erst spät am Nachmittag und bis dahin hockten wir alle eher gelangweilt herum. Endlich war es soweit. Die Abstände zwischen den Konkurrenten waren sehr eng, mit einer Stange verlor man etliche Ränge. Ich ritt ein, grüsste und konzentrierte mich wie noch nie zuvor. Floyd war aufmerksam und zog seine Beine noch höher an als sonst. Null Fehler und somit der achte Rang! Floyd war stolz, ich konnte es kaum fassen und meine Eltern platzten fast vor Freude!
Diary No. 13: 27.9.2004
Die Saison neigt sich langsam dem Ende zu. Mit Floyd werde ich nächste Woche an einem CCI** in Weston Park teilnehmen. Das wird ein richtiges Three-Day-Event im neuen Short Format. Zurzeit feilen wir an der Dressur Travers, Schulterherein, Aussengalopp, Galopp-Halt... Floyd hat zwar dieses Jahr enorme Fortschritte gemacht, aber noch ist er nicht der coole Profi wie Dally. Nach Weston Park wird Floyd seine verdiente Winterpause erhalten. Nach vielen Wochen hat sich Dally endlich von seiner Hufentzündung erholt. Obwohl ich mit ihm dieses Jahr nicht mehr starten werde, trainieren wir wieder. Dally war über die letzten Wochen sehr gelangweilt und wirkte fast depressiv. Nun blüht er jeden Tag mehr auf und freut sich über jeden Ausritt und macht enthusiastisch bei der Arbeit mit.
Wie die meisten von euch schon wissen, war das CIC** in Gatcombe toll. Da Alex ausnahmsweise keine Zeit fürs Groomen hatte, ist meine Mutter extra eingeflogen. Da meine Dressur am Samstagmittag war und Gatcombe am anderen Ende von England liegt, reisten wir schon am Freitag dorthin. Die Landschaft dort ist sehr hügelig, viel grüner als im Osten, es hat mehr Wald und die Häuser sehen alle uralt aus. Irgendwie spannender als bei uns. Der Stall, wo Floyd untergebracht war, lag etwa 20 Minuten vom Showground entfernt und unser Bed&Breakfast war nochmals in entgegengesetzter Richtung. Das war schon mal die erste Schwierigkeit. Die zweite war, dass ich meinen Frack und die Reitjacke zu Hause vergessen hatte! Spontan fragte ich die Lady vom Stall, ob sie mir aushelfen könne. Sie verwies mich zu einer Nachbarin, welche mir zwar einen Frack lieh - der aber stank vor Dreck, dekoriert mit Spinnweben, sodass es mich erstens gruuste und zweitens schämte ich mich, so einzureiten. Schliesslich konnte ich durch einen Brasilianer von einer Italienerin einen schönen Frack ausleihen. Am Samstagmorgen regnete es in Strömen. Ich zögerte das Abreiten hinaus bis die Sonne schien, wurde dafür mit einem nervigen Floyd belohnt. Die Dressur war für die Füchse. Und erst noch war Christian Landolt der Richter bei C. Wir alle wissen ja, wie streng er ist! Am Nachmittag besichtigten wir das Cross. Wie meistens in England war es sehr einladend gebaut, ohne grossen Schnickschnack, keine eckigen Linien, faire Distanzen und mit tollen Galoppstrecken zwischen den Sprüngen. Es gab ein paar Klippen, aber nichts was mir Kopfzerbrechen bereiten würde. Meine Ziele waren eine Nullrunde und ein Händedruck mit Prinzessin Anne bei der Preisverteilung.
Am Sonntag musste ich zuerst wieder eine Reitjacke organisieren. Da die meisten Reiter sehr freundlich und hilfsbereit sind, war das kein Problem. Der Parcours war das Gegenteil vom Gelände, eher 'twisty' und eng. Floyd war an diesem Morgen fast zu cool und ich musste ihn recht anpacken. Trotz einem Stangenfehler war ich zufrieden. Vor dem Cross hatten wir noch genügend Zeit für eine kleine Pause. Wir sattelten Floyd ab, Zaum runter, Halfter anziehen... denkste! Floyd hatte andere Pläne und nutze die Sekunde zwischen Zaum und Halfter aus, um ein paar Runden im Galopp zwischen den Pferdetransportern zu drehen. Von überall riefen die Leute 'loose horse!' und probierten ihn einzufangen, was eine Ewigkeit dauerte. Ausserdem hat Floyd ein weiteres Pferd zur Freiheit animiert, was die Angelegenheit nicht gerade vereinfachte. Wir schafften es dann doch noch, rechtzeitig in der Startboxe zu erscheinen. Floyd absolvierte die Geländestrecke mit Bravour, es fühlte sich an, als ob wir über eine Gymnastik-Reihe galoppierten. Null Fehler mit einer kleinen Zeitüberschreitung wegen teilweise tiefem Boden. Ende der Prüfung stellte sich heraus, dass ich beide Ziele erreicht hatte. 22. Rang von 93 Gestarteten und erst noch hat mir die Prinzessin persönlich gratuliert!
Diary No 12: 21.8.2004
Das CCI* in Hartpury mit Floyd war ein voller Erfolg. Mit dem 14. Rang haben wir uns für CCI**-Prüfungen qualifiziert und können somit im Oktober unser Saisonziel, das CCI** in Weston Park anpacken.
Das Event fand auf dem riesigen Gelände des Hartpury College statt. Die Pferde waren in super Boxen untergebracht und wir schliefen in kleinen (gefängnisähnlichen) Studentenzimmern. Zum Reiten stellte man uns zwei Sandvierecke, zwei Hallen und eine riesige Wiese zur Verfügung. Es war nicht verwunderlich, dass sich Floyd von Anfang an wohl gefühlt hat. Nach der Vet-Visite am Mittwoch stand am Donnerstag die Dressur auf dem Plan. Beim Abreiten war Floyd total cool und ich hoffte einfach, dass er auch im Viereck so bleiben würde. Doch kaum in der grossen Sandarena hatte ich das Gefühl, auf einer Bombe zu sitzen. Zum Glück ging sie nicht hoch! Floyd präsentierte sich sehr gut, er machte mit und zeigte sich trotz zwei kleinen Fehlern von seiner besten Seite. Nachteilig für uns war die frühe Startzeit, die Richter bewerteten uns noch viel strenger als die kommenden Reiter. Ab Freitag war auch Nick in Hartpury, um James und mich zu unterstützen. Mit Floyd machte ich ein paar Sprünge, über welche er wie eine Rakete sprang! Es war offensichtlich, dass er das Springen mehr mag als die Dressur.
Die Geländestrecke hat mich sehr überrascht. Sie war zwar sehr schön und einladend gebaut, aber für ein Einstern sehr schwierig. Die Kombinationen waren nicht nur gross, sondern auch technisch anspruchsvoll. Es gab zweimal Wasser, wobei ein Einsprung eine sehr tiefe Landung hatte. Nach meinem Vollbad vor ein paar Wochen hatte ich schon ein wenig ein mulmiges Gefühl. Nach dem dritten Mal Ablaufen erschienen mir die Hindernisse etwas kleiner. Die Steeplechase fand auf einer Wiese statt, die Hürden waren einfache Besen. Floyd hat mir schon auf dem ersten Trab fast die Arme ausgerissen, darum war ich froh, dass er sich vor dem Cross auf der Rennbahn austoben konnte. Nach der 10-min-Pause hiess es 5-4-3-2-1-Go und Floyd flitzte wie ein Gepard los. Ich wusste, sobald ich das erste Wasser hinter mir hatte, dass es für uns keine grossen Schwierigkeiten mehr geben wird. Ausser dass ich einmal eine Kurve verpasst habe, war es auch so. Floyd sprang überall die direkte Linie, galoppierte wie auf Schienen und erreichte das Ziel mit Null Fehlern (die kleine Zeitüberschreitung passierte wegen meiner extra Kurve). Im Ziel wurden wir sofort von Tierärzten und Helfern in Empfang genommen. Genau wie in Athen haben die Organisatoren einen 'Mist-Fan' aufgestellt, welcher Pferde und Reiter abkühlte (es war die ganze Woche jeden Tag etwa 25°C warm). Floyd hatte keine einzige Schramme und erholte sich sehr gut. Nach der Dressur lagen wir auf dem 47. Rang, nach dem Gelände schon auf dem 19.! Das Cross hat viele Konkurrenten überfordert, es gab viele Refus und Stürze. Am nächsten Morgen beim Probetraben war Floyd frisch wie eh und je. Der zweite Trot-up war also kein Problem. Der Springparcours hatte eine schöne Linienführung und die Hindernisse waren im Vergleich zum Cross nicht übertrieben hoch. Wieder war Floyd die Coolness in Person und absolvierte einen genialen Parcours. Der Springfehler ging auf mein Konto. Wir verbesserten uns nochmals um 5 Ränge auf den 14. Schlussrang. Ich war wirklich stolz auf unseren kleinen Floyd! Nun hat er Pause bis nächste Woche, dann beginnen wir wieder mit dem Training. Unser nächstes Turnier wird das CIC** in Gatcombe sein.
Dally hat sich auch wieder erholt und seine Füsse sehen gut aus. Neben den Ausritten erhöhe ich die Trainings-Einheiten täglich um ein paar Minuten. Ende nächster Woche kann ich mit Gymnastik beginnen.
Diary No. 11: 10.8.2004
Mein letzter Bericht ist schon ein paar Wochen her, und in der Zwischenzeit ist einiges passiert. Anfangs Juli war ich mit beiden Pferden an einem Intermediate in Tweseldown. Es war das schlechteste Turnier bisher. Mit Dally hatte ich zwar eine sehr gute Dressur, doch am nächsten Tag klappte im Springen nichts mehr und wir wurden eliminiert. Floyd zeigte eine anständige Dressur, einen sehr guten Parcours, doch leider bin ich in Cross am drittletzten Hindernis, eine Wasserkombination, in hohem Bogen ins Wasser geflogen. Floyd ist etwas zu fröhlich rein gesprungen! Patschnass, frustriert und enttäuscht reisten wir wieder heim. Ein Wochenende zum Vergessen.
Vor dem nächsten Turnier hatte ich nochmals Springstunde bei Albert Voorn. Mit Dally ging es wieder besser, aber ich fühlte mich nicht hundertprozentig sicher. Dafür sprang Floyd wie von einem anderen Stern! Ein paar Tage später reisten Alex und ich mit beiden Pferden nach Brightling Park, wo ich Dally im Advanced und Floyd im Intermediate reiten wollte. Nachdem die Pferde in ihren Boxen versorgt waren, begaben wir uns auf die Geländestrecke. Das Intermediate war schön und nicht übermässig schwierig. Das Advanced-Cross hingegen war riesig, technisch und verlangte eine Portion Mut! Die Dressur am nächsten Tag verlief mit beiden gut, besonders Dally fühlte sich im grossen Viereck sehr wohl. Floyd tänzelte vor den Richtern, welche natürlich Freude daran hatten und sehr gute Noten gaben. Nach zwei Stangen im Parcours galoppierte Floyd mit seiner üblichen Leichtigkeit übers Cross, gab sein Bestes und gewann die Prüfung! Sobald die Preisverteilung vorüber war, bestürmten mich drei Reporter und wollten alles über Floyd wissen. Mit diesem Sieg hat sich Floyd ein paar Zeilen im 'Horse and Hound' und im 'Eventing' gesichert. Leider konnte ich das mit Dally in keiner Weise wiederholen. Auf dem Abreitplatz für das Springen wurde ich von Nick gecoacht, er machte mir Mut, doch die Sprünge im Parcours erschienen mir immer grösser. Mir war fast schlecht, Dally war nicht Dally, nichts ging mehr und wir wurden zum zweiten Mal eliminiert. Während meiner ganzen Reiterkarriere habe ich mich kaum je so mies gefühlt, ich war frustriert, enttäuscht und vor allem ratlos. Ich weiss, dass Floyd und Dally zwei total unterschiedliche Pferde sind, jeder braucht eine andere Reitweise, und je gehorsamer sie werden umso schwieriger sind sie zu reiten. Doch warum ich mit Dally plötzlich solche Probleme hatte, war mir ein Rätsel. Ich wusste weder ein noch aus. Nick riet mir, an einem Springen mitzumachen. Dort könne ich ohne Druck und ohne Erwartungen ganz gelassen reiten. Also fuhren wir eine Woche später nach Keysoe. Der erste Umgang war 95cm hoch, die Sprünge wurden kontinuierlich höher gestellt bis auf 1.10m. Nach Anfangsproblemen gelangen mir mit Dally ein paar Nullrunden. Mit meinem Selbstvertrauen gings wieder aufwärts. Das nächste Event wäre wieder ein Advanced gewesen, für welches ich mich aber abmeldete. Ich beschloss hingegen, mit beiden nochmals in einem Intermediate in Knaptoft zu starten. Bei Floyd verhinderte nur seine eher verspannte Dressurvorstellung einen besseren Rang als der 9. Trotzdem war ich sehr zufrieden mit ihm. Nach der Dressur lag Dally auf dem 2. Platz von 30 Teilnehmern. Doch das nützt einem leider gar nichts, wenn nicht nur das Springen nicht klappt sondern auch das Cross nicht. Nun war ich mir sicher, dass es nicht nur an mir liegen konnte. Dally war gesundheitlich angeschlagen. Ich liess sein Blut untersuchen und fuhr mit ihm für einen Gesundheits-Check nach Newmarket in die Pferdeklinik. Sein Blut war in Ordnung, aber seine beiden vorderen Hufgelenke waren entzündet. Jetzt war auch klar, wieso Dally nicht mehr springen wollte. Er bekam Spritzen und einen korrigierenden Hufbeschlag. Heute haben wir ihn auf der kleinen Volte getrabt und er war 'pfiife-grad'! Bevor ich mit ihm wieder zu arbeiten beginne, bekommt er mindestens einen Monat Pause, welche aus Weide und erholsamen Ausritten bestehen wird.
Mit Floyd werde ich morgen nach Hartpury reisen, um dort im CCI* zu starten. Ich wollte eigentlich im CCI** teilnehmen, doch leider fehlt uns dafür eine Qualifikation. Mit einem erfolgreichen Resultat in Hartpury können Floyd und ich immer noch im CCI** in Weston Park mitmachen.
Ich hoffe, ihr habt endlich auch Sommer und Hitze so wie wir hier.
Macht's gut,
Bettina
Diary No. 10: 15.7.2004
Hello Everyone
After 5 months in Barton Alex and I moved to Trumpington. We have TWO guest
bedrooms......
Come and visit us, the summer here in England is not as bad as in
Switzerland!!
Und für alli die wo nöd inglisch chönd: wie wärs mitemä abstächer über dä
kanal?!
Bettina und Alex
26, Scotsdowne Road
Trumpington
Cambridge
CB2 2HU
Phone: ++44 (0) 1223 845 219
Mobile: ++44 (0) 7833 601 484 bnniederer@gmx.ch
Bye, Bye and see you later alligator
Bettina
Diary No. 9: 3.7.2004
Nach einer mehrwöchigen Pause für Pferde und Reiter fuhren Alex und ich mit Floyd und Dally zu den Catton Park Horse Trials. Am Freitag davor waren Alex und ich an einem Ball vom Darwin College. Alex im Smoking von Nick und ich in einem langen Kleid. Trotz Kälte, Regen und sockenlosen Beinen feierten wir bis um halb fünf Uhr morgens! Am Samstagabend waren wir zu einer Geburtstags-Party eingeladen, welche auch bis gegen Mitternacht dauerte. Nicht gerade die optimale Vorbereitung für ein One-Day-Event!
Beide Pferde waren in einem Intermediate angemeldet. Dally hat nun schon einige Punkte gesammelt und musste darum im Open Intermediate, wo alle Olympiasieger und Weltmeister eingeteilt waren, starten. Dallys Dressur verlief problemlos und der Richter hatte Freude an unserer Vorstellung. Mit Floyd war ich sehr zufrieden, er gab sich trotz Aufregung Mühe. Er beachtete auch mal meine Anweisungen und nicht nur das, was ausserhalb des Vierecks ablief. Den Parcours mit Dally konnte ich ohne grosse Nervosität nur mit einem Stangenfehler beenden. Mit Floyd dagegen war es ganz anders. Er glotzte jeden Sprung an, schaute in der Luft runter und machte was er wollte. Das Resultat war ein Refus und zwei Stangen. Das Cross war sehr schön gebaut, es gab lange Galoppstrecken, ein paar technische Hindernisse und als Höhepunkt zum Schluss eine knifflige Wasserkombination. Als erstes startete ich mit Dally, welcher locker über die gesamte Strecke flog. Leider war die Batterie in meiner Stopp-Uhr leer und deshalb kassierten wir 4 Zeitfehler. Nach meinem Sturz in Rolleston war ich erleichtert, dass wir beide keinen bleibenden Schaden davongetragen haben und zuversichtlich nach vorne blicken können. Als ich mit Floyd in der Startboxe wartete, hatte ich leicht weiche Knie, denn ich konnte nicht genau abschätzen, wie sich Floyd nach dieser siebenwöchigen Pause reiten lassen würde. Aber schon nach Sprung zwei waren all meine Bedenken verflogen, denn Floyd meisterte die Sprünge wie ein Profi. Wir waren so schnell unterwegs, dass wir den Teilnehmer vor uns praktisch einholten. Das letzte Wasser lag noch etwa 200m vor uns, als dieser dort ein volles Tauchbad nahm. Ich erwartete nun, dass ein Hindernisfunktionär mit einer Fahne mich anhalten würde. Doch es passierte nichts. Ich schrie so laut ich konnte : Can I come? Can I come??, denn die Reiterin befand sich mit ihrem Pferd immer noch in meiner Anreitlinie. Mir blieb nichts anderes übrig als weiter zu reiten. Und endlich war die Bahn frei. Floyd liess sich durch nichts irritieren und sprang voller Freude ins Wasser. Leider mit einem zu grossen Satz nach rechts, wodurch wir die Optimallinie verliessen und die Distanz vom Aussprung zum letzten Element nicht mehr passte. Floyd konnte nicht anders als zu stoppen, ich verlor das Gleichgewicht und hing ein paar Sekunden in Seitenwagenposition. Mit Geschick und unter Zurufen der Zuschauer schaffte ich es zurück in den Sattel. Trotz diesem Missgeschick war ich sehr zufrieden mit Floyd. Er war sehr motiviert und genoss diese Geländestrecke. Mit Dally beendete ich das Intermediate auf dem 4. Rang noch vor Andrew Nicholson!
Übrigens haben Dally und ich uns für die British Intermediate Championships in Gatcombe qualifiziert!
Diary No. 8: 24.5.2004
Hinter uns liegt ein
aufregendes Wochenende. Am Sonntag haben Dally und ich unser erstes Advanced
(entspricht CNC***) bestritten. Floyd habe ich zu Hause gelassen. Er hat im
Moment Pause, da er sich von einer komischen Hautverletzung auf dem Rücken
erholen muss. Nach unserem Erfolg im CIC** in Osberton habe ich vor diesem Advanced
als Vorbereitung mit Dally noch in einem Intermediate mitgemacht. Dressur und
Springen verliefen gut, im Cross erwischte es mich wiedermal an der Wasserkombination.
Trotz diesem Refus (Konzentrationsmangel meinerseits), flitzten wir mit der
zweitschnellsten Zeit durchs Ziel! Das beweist, dass ich mit Dally endlich gelernt
habe, schnell (aber immer kontrolliert) zu reiten. Statt auf dem zweiten Platz
beendeten wir die Prüfung auf dem 15. Rang.
Nach ein paar ruhigen Tagen mit viel Weidegang (beide Pferde sind nun auch übernacht
draussen), gab uns Nick den letzten Schliff in Dressur und im Springen. Bei
herrlichem Wetter kamen wir auf dem Showground in Rolleston an. Über dieses
Advanced hatte ich schon viel gehört, vorallem dass es "biiiig",
"up to height" und "very difficult" sei. Beim Abreiten für
die Dressur hatte ich noch mit einem Brasilianer ein Gespräch, worin er
mich fragte, ob ich das Cross schon gesehen hätte. Ich verneinte, worauf
er antwortete "ok, I'll talk to you again later...". Nicht gerade
ermutigend! Die Dressur verlief wie immer sehr gut, Dally wusste worum es ging
und zeigte sich von seiner besten Seite. Leider, wie immer, waren sich die Richter
überhaupt nicht einig (Differenz von 41 Punkten) und wir landeten im Mittelfeld.
Zu erwähnen ist noch, dass die Konkurrenz sehr stark war und ca. 75 Paare
mitmachten. Darunter Andrew Nicholson mit 5 (!!!) Pferden, Blyth Tait, Polly
Stockton, Caroline Pratt und weitere bekannte Namen. Nach der Dressur bin ich
mit Nick und Alex das Cross abgelaufen, welches von Mr Michael Tucker gebaut
worden ist. Diejenigen unter euch, welche an der WM in Jerez waren, können
sich nun vorstellen, was mich erwartete. Es war technisch sehr anspruchsvoll.
Es gab zwei aufeinander folgende Wasserkombinatioen, welche Bein, Peitsche,
Sporen und laute Stimmhilfen erforderten. Oft waren die Hindernisse richtig
fies auf Bodenunebenheiten gebaut. Eine Anreitlinie führte bewusst unter
Kastanienbäumen hindurch und nicht wenige erreichten das Ziel mit blutverschmiertem
Gesicht. Trotzallem hatte ich genug Vertrauen in Dally, in seine Erfahrung und
seinen Mut. Das Springen bestritt ich in meiner typischen "Hilfe-ich-bin-total-nervös-und-die-Hindernisse-sind-so-hoch-hoffentlich-sehe-ich-jeden-Sprung-Manier"!!
Wir räumten Sprung Nummer eins ab, schafften es bis zu Nummer acht, wo
wir ein Refus kassierten und beendeten in Panik den Parcours mit viel Zeitüberschreitung
und noch mehr Stangenfehlern. Und das vor den Augen von allen Profis inklusive
Ex-Dally-Reiter Blyth Tait. Was für eine Blamage! Um nicht mehr lange darüber
nachdenken zu müssen, sattelten wir Dally sofort um und begaben uns zum
Cross-Start. Ich beschloss nicht auf Zeit zu reiten, sondern möglichst
sauber und sicher ins Ziel zu kommen. Bis zu Nummer sieben gelang uns das ohne
Probleme. Hindernis sieben war eine Kombination bestehend aus zwei schmalen,
hohen und für das Pferdeauge schlecht einzuschätzenden Holzkisten.
Die Anreitlinie führte auch hier über eine blöde Bodenwelle.
Ich glaube Dally wurde von der Form von 7a überrascht und stoppte. Der
zweite Versuch klappte. Beide Wasser überwanden wir ohne Missgeschick.
Nun folgte eine weitere schwierige Stelle: Baumstamm, welchen man aufgrund der
tief hängenden Äste von diesen Kastanienbäumen blind anreiten
musste, Graben, Aufsprung, Aufsprung und zwei Galoppsprünge auf schmalen
Holzrugel. Für Dally war das kein Problem und der Applaus begleitete uns
bis zum nächsten Hindernis. Noch waren wir aber nicht im Ziel und auf Jubelrufe
folgten laute "Oh nooooooo!!"s. Nach einer zu scharfen Rechtswendung
crashte Dally in eine schmale Trippel-Bürste und mich katapultierte es
elegant übers Hindernis und landete "beautifully on her feet"
wie der Speaker verkündete. Ich war also ok, Dally ein wenig verdattert
aber gesund und so beschloss ich aufzusteigen und weiterzureiten. Wir beendeten
das Advanced ohne weitere Vorkommnisse. Ich war stolz auf mich und vor allem
auch auf Dally, dass weil er wieder einmal seine Klasse bewies und sich bis
zum Schluss nicht entmutigen liess.
Das Cross wurde mehrere Male unterbrochen wegen Stürzen, kaputten Hindernissen
und reiterlosen Pferden. Viele gaben auf, viele wurden eliminiert und wenige
überwanden die Kombinationen auf direkter Linie wie ich es getan habe.
In der erlaubten Zeit schaffte es auch niemand. Gewonnen wurde das Advanced
nicht sehr überraschend von Andrew Nicholson, welcher insgesamt dreimal
in den Top-Ten platziert war (Resultate und Bericht demnächst auf www.eventriders.com).
Ich bin um eine Erfahrung reicher und hoffe, dass das nächste Advanced
pferdefreundlicher gebaut sein wird. Dally hat nun einen Monat Pause und wird
jeden Tag viele Stunden mit Floyd auf der Weide verbringen.
P.S. Heute habe ich
erfahren, warum Dally "Dallywell" heisst. Als die frühere Besitzerin
Dally bei der British Equestrian Federation eintragen musste und er noch namenlos
war, lief bei ihr am TV eine Kochsendung mit indischen Köchen. Einer davon
hatte einen indischen Namen, welcher so ähnlich wie Dallywell klang. Von
nun an hiess ihr Pferd Dallywell!
Diary No. 7: 6.5.2004
Die Zeit hier in England vergeht
wie im Fluge. Schon wieder habe ich ein Event erfolgreich beendet. Letztes Wochenende
waren Alex und ich an den Osberton Horse Trials, Floyd war in einem Intermediate
gemeldet und Dally im CIC**. Wir reisten schon am Samstag Mittag ab, weil ich
die Geländestrecken noch ablaufen musste. Am Sonntag hätte ich vor
Turnierbeginn keine Zeit gehabt, denn dann lief es wieder Schlag auf Schlag.
Osberton liegt in der Nähe von Sherwood Forest, dort wo Robin Hood herkommt.
Die Landschaft ist wunderschön, leicht hügelig, überall grasen
Schafe und Kühe und klare Bäche fliessen durch die Felder.
Die Pferde waren bei einem Farmer in der Nähe des Showgrounds untergebracht.
Der Stall war so gelegen, dass ich zum Eventplatz reiten konnte (mit einer Bachüberquerung).
Die Cross-Strecke führte über weite Felder und einen Schlosspark.
Die Hindernisse waren wunderbar gebaut, zwischendurch gab es lange Galopp-Phasen,
wo man Zeit gut machen konnte. Sie war nicht besonders technisch, sondern wie
die Engländer sagen 'bold, straight forward and encouraging'. Ausserdem
waren die Hindernisse niemals so riesig wie in Burnham Market.
Am Sonntag fand das Intermediate mit Floyd statt, welches wieder in acht Sections à circa 35 Pferde aufgeteilt war. Die Warming-up-Arena war etwa drei
Fussballfelder gross, man kam sich also nie in die Quere wie oftmals in der
Schweiz. Der Richter drückte bei Floyd wiedermal beide Augen zu und gab
uns gute Noten. Das Springen verlief nicht nach Plan, zwei Abwürfe. Im
nun folgenden Cross konnten wir endlich unsere Stärke zeigen. Ich hatte
vor, überall die direkte Linie zu reiten ausser an der Wasserkombination,
welche etwas Mut brauchte. Bis dorthin flogen wir mit der üblichen Leichtigkeit
über die Hindernisse. Wir galoppierten aufs Wasser zu, und von weitem sah
ich die Spuren von den vorherigen Reitern, keiner davon hatte den chicken-way
gewählt. In dem Moment entschloss ich mich, kein 'chicken' zu sein! Mit
einem riesigen Satz landeten wir im Wasser, mit Gebrüll schafften wir den
Aussprung. Es war überhaupt kein Problem, ich hatte Floyd unterschätzt!
Den Rest der Strecke erledigten wir mit links. Floyd war das einzige von Hunderten
von Pferden, welcher in der Zeit mit Null ins Ziel galoppierte. Wieder einmal
hatten wir das Feld von hinten aufgerollt und landeten stolz auf dem 7. Schlussrang.
Jetzt war Dally an der Reihe. Seine Dressur war super, kein einziger Fehler,
er war locker, gehorsam und präsentierte sich wie ein König. 5. Zwischenrang
von 47 Startern. Jetzt hatte ich nochmals Zeit, die CIC**-Strecke abzulaufen.
Alex war wie immer ein strenger Begleiter, er tolerierte keine Abkürzungen
und jedes Hindernis musste ich 'tüpfli-schisserisch' auswendig lernen!
Er ist auch sehr pingelig in der Vorbereitung für den jeweiligen Tagesablauf
und schreibt dafür exakte Zeitpläne. Ausserdem putzt er die Pferde,
füttert sie, mistet, dreht die Stollen rein und raus, filmt inklusiv Profi-Reporterkommentar
und entwickelt sich langsam aber sicher zum Super-Groom!
Am Sonntag fand das Cross und das Springen statt. Ich hatte absolut keine Bedenken,
dass wir im Gelände irgendwo in Schwierigkeiten kommen würden. Wir
starteten sehr schnell und in den Waldstücken überwand ich mich zum
schnellen Weitergaloppieren. Die Sprünge waren für Dally eigentlich
gar nicht vorhanden und nach 7 Minuten und 6 Sekunden, 6 Sekunden unterhalb
der erlaubten Zeit! flogen wir durchs Ziel (nur Dally und ein weiteres Pferd
blieben ohne Zeitfehler!). Und wieder habe ich das Gefühl, dass Dally von
einem anderen Stern ist, so phänomenal wie er dieses Cross absolvierte.
Nach Dressur und Cross befanden wir uns 'in the lead'. Das Springen fand in
umgekehrter Reihenfolge statt und ich hatte schon ein wenig ein mulmiges Gefühl.
Ich ging alles, was ich beim Mentaltrainer gelernt hatte, Schritt für Schritt
durch und probierte ruhig zu bleiben. Nick half mir beim Abreiten und überlistete
Dallys unvorsichtige Hinterbeine mit Bleigamaschen. Die Vorbereitungssprünge
verliefen planmässig und mit einem guten Gefühl begann ich den Parcours.
Zwei Dinge gingen mir durch den Kopf: erstens durfte ich mir keinen Fehler erlauben,
die Abstände zwischen den Reitern waren zu klein. Zweitens wollte ich mich
nicht mit einem miserablen Ritt vor allen blamieren. Ich zwang mich gerade zu
sitzen, die Knie zu öffnen und Dally nicht auf die Sprünge los zu
jagen. Ersteres misslang uns, das zweite klappte. Leider berührte Dally
eine Stange und wir fielen auf den 4. Rang zurück. Trotzdem war ich überglücklich,
stolz und extrem zufrieden mit meinem Superstar Dally.
Diary No. 6; 15.4.04
Endlich ist Frühling! Alles
blüht, die Vögel zwitschern schon in aller Herrgottsfrühe und
die Pferde können jeden Tag auf die Weide. Letzte Woche hatte ich nochmals
Springstunde bei Albert Voorn. Beide Pferde sprangen sehr gut und der Trainer
war zufrieden. Meine Merksätze fürs Springen heissen nun: 'nicht drücken
die Knie' und 'gerade sitzen und sachte die Hände'! Die letzte Dressurstunde
mit Dally war auch ein Erfolg und dort heisst es für mich: 'neck down'
und 'keep the contact'. Floyd wurde nochmals von der Physiotherapeutin bearbeitet,
was er sehr genossen hat. Gut vorbereitet reisten Alex, ich und die beiden Pferde
zum nächsten Event, diesmal ein CIC**. Die Dressur fand schon am Mittwoch
statt. Jedoch bevor wir überhaupt ausladen konnten, steckte das Auto samt
Anhänger im Morast auf dem Showground fest. Ausserdem regnete es in Strömen.
Der Traktor war dementsprechend häufig im Einsatz. Ich machte Floyd im
Anhänger parat, Alex begab sich aufs Sekretariat und bald schon war der
Regen vorbei. Die Dressur mit Floyd verlief besser als erwartet. Ich ritt ihn
zum ersten Mal auf Kandare, welche er schnell akzeptierte. Natürlich war
der Test noch nicht perfekt, aber ich sehe endlich einen Fortschritt. Bevor
ich die Dressur mit Dally ritt, lief ich mit Nick das Gelände ab. Je mehr
Sprünge ich sah, desto weicher wurden meine Knie. Ich habe noch selten
so enorm breite Tische und Oxer in einem CIC** gesehen! Und erst der Absprung!
Mindestens zwei Meter tief! Nick meinte nur: 'You'll be fine!'. Ich schob das
Cross in die hinterste Ecke meines Kopfes und konzentrierte mich nun auf Dally's
Dressur. Von meinem Gefühl her, hatte ich noch selten eine so gute Dressur.
Dally machte super mit, locker, regelmässig und exakt. Die Richter waren
wiedermal anderer Meinung. Wie überall zählt nicht nur die Leistung
sondern auch der Bekanntheitsgrad des Reiters. Und alle waren sie da: Pippa
Funnel, Leslie Law, Polly Stockton, Austin O'Connor, Chris Bartle, Kristina
Cook, Brook Staples, Eddy Stibbe......
Donnerstag hatten wir einen Ruhetag. Ich lief das Cross noch zweimal ab und
jedesmal wurden die Sprünge kleiner. Wir schauten beim Intermediate zu,
welches zum Teil die gleichen Sprünge drin hatte. Das gab mir neuen Mut
und ich freute mich auf Freitag. Der Parcours war wie das Cross sehr hoch und
lang. Mit Floyd kam ich nicht weit. Er refüsierte zweimal, was die Elimination
bedeutete. Es war irgendwie nicht sein Tag, er hat die Sprünge überhaupt
nicht wie sonst angezogen. Mit Dally bin ich ein wenig unter Zeitdruck gekommen,
war schlecht vorbereitet und wir hatten zwei Fehler. Es war alles meine Schuld,
Dally war gut und hat mir sehr geholfen. Nun folgte das Cross. Dally war beim
Aufwärmen ausserordentlich ruhig, kein einziger Bocksprung und total cool
in der Startboxe. Ich fühlte mich katastrophal und elend! Ich habe gerade
heute in einem Bericht über Polly Stockton gelesen, dass sie auch jedesmal
'sick as a pig' ist. Ich finde es sehr beruhigend, dass die Profis genau so
fühlen wie wir Amateure. Kaum waren wir über die ersten zwei Sprünge,
wusste ich, dass es eine geniale Runde werden wird. Dally spielte mit den Sprüngen,
es war als hätte er Flügel. Besonders zwei Sprünge bleiben mir
in Erinnerung: einer war so breit, dass ich in der Luft einen lauten Tarzan-Schrei
ausstiess und beim Absprung habe ich mehrmals laut 'LOOK UP' gerufen! Alles
lief nach Plan und wir hatten eine clear round mit etwas Zeitüberschreitung.
Nach einem solchen Ritt denke ich, Dally kann einfach alles springen, egal wie
hoch und wie breit. Wir beendeten das CIC** auf dem 14. Platz.
Macht's gut.
Bettina
Diary No. 5; 25.3.04
Das Military am Samstag war einerseits
ein grosser Erfolg, andererseits war es ein Wochenende, das ich nicht so schnell
vergessen werde! Ich beginne mal mit Freitag: Im Stall angekommen genügte
ein Blick in Dallys Boxe, um festzustellen, dass er eine Kolik hatte. Dieses
Military mit Dally war also gestrichen. Nachdem James und Nick Dally untersucht
hatten, wurde er von Rebecca in strömendem Regen umhergeführt. Nachdem
ich Floyd geritten habe, war die Tierärztin schon da. Sie meinte, Dally
habe volle Stellen im Darm und es sei schlecht, dass man keine Darmgeräusche
höre. Wir mussten nun jede Stunde longieren und hoffen, dass sich der Krampf
im Bauch löst.
Eigentlich wollte ich um 15.30Uhr abfahren, damit wir noch bei Tageslicht am
Turnierplatz ankommen. Aber ich hatte weder all meinen Kram zusammen gepackt,
noch war Floyd geputzt und gezöpfelt. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen,
Dally einfach so alleine zu lassen! Irgendwie schafften Alex und ich die Abfahrt
nur mit Floyd an Bord.
Kaum waren wir ein paar Meilen auf der Autobahn, schon Stau. Und ich meine nicht
einfach so ein paar Autölis, sondern so ein richtiger Gotthard-Stau!! Wir
sassen zwei volle Stunden fest, es war dunkel, wir hatten Hunger und jetzt tat
mir Floyd leid. Nach fünf Stunden waren wir angekommen. Mit der Taschenlampe
suchten wir die Boxe von Floyd, welcher sich sofort wohl fühlte.
In England gibt es ja ab 22Uhr in den meisten Restaurants und Pubs nichts mehr
zu essen! Aber wir gaben nicht auf und konnten um 11Uhr nachts noch fein Thailändisch
essen. Am nächsten Morgen musste ich das Gelände anschauen, welches
sehr schön und nicht so schwierig war. Das Wetter war zuerst noch ganz
angenehm, sonnig und mild. Aber nach dem Wahnsinns-Stau folgte derMega-Sturm!!!
So etwas habe ich noch nie erlebt. Im Dressurtest hat es uns fast von der Mittellinie
gewindet und Floyd musste sich voll gegen den Wind lehnen! Wir Menschen konnten
nicht mehr aufrecht gehen. Der Springparcours war ein richtiges Gaudi! Obwohl
die Böcke mit Sandsäcken beschwert wurden, kippten die Sprünge
immer wieder um. Es windete sogar die Stangen runter!! Der Parcours wurde immer
leichter, da die Unterbauten herausgenommen wurden, weil die sowieso die ganze
Zeit auf dem Grasplatz herumwindeten. Ich hoffte einfach, dass wenn wir dran
waren, die Hindernisse nicht gegen uns fallen. Wir kämpften gegen den Sturm
und Floyd machte keinen Fehler.
Nun folgte der härteste Kampf, das Cross. Beim Aufwärmen, merkte ich
wie Floyd immer wütender wurde und sich nicht mehr gegen den Wind stellen
wollte. Ausserdem war seine Energie auf Tausend. Er wollte sogar aus der Startboxe
springen!! 5-4-3-2-1 und Floyd galoppierte los wie eine Rakete. Gegen den Wind
legte ich mich flach auf seinen Hals, überwand irgendwie die Sprünge,
mit dem Wind waren wir superschnell und berührten kaum den Boden! Floyd
war wiedermal in seinem Element - clear round in time! 4. Platz!
Das Event war fertig, aber der Sturm noch lange nicht. Alex und ich beschlossen,
nicht nach Hause zu fahren. Mit dem Anhänger wäre das viel zu gefährlich.
Leider war unsere Boxe für die nächste Nacht schon vergeben und wir
mussten zügeln, d.h. zu einem Farmer fahren. Zum Glück war der Hof
super und Floyd fühlte sich wohl. Am Sonntag konnten wir dann endlich heimfahren
(nur zwei Stunden Fahrt). Dally ging es inzwischen auch wieder gut.
Ich wünsche euch viel Gülck bei euren Starts.
Bettina
Diary No. 4; 17.3.04
Am letzten Sonntag habe ich mein
erstes Event hier in England bestritten. Wir haben zwar nicht so brilliert wie
das Schweizer Team in Portugal, dafür viel gelernt!
Das Gelände musste ich schon am Samstag besichtigen, weil es am Sonntag
Schlag auf Schlag ging und ich dauernd am Pferde wechseln war. Das Cross war
sehr schön gebaut, schnörkellos, sehr einladend und mit einigen kniffligen
Stellen. Es gab viele Absprünge worauf schmale Arrowheads folgten, eine
ab-Kombination bestehend aus zwei superschmalen Palisaden, eine Doppelecke und
zwei eher einfache Wasserkombinationen.
Meine Pferde durften am Sonntagmorgen im grossen Lorry zum Turnier fahren. Wir,
meine Mutter ist extra eingeflogen, fuhren im vollbepackten Auto voraus. Auf
dem Weg dorthin hat es andauernd geregnet, was nicht gerade zu guter Reiterlaune
beitrug. Je näher wir uns jedoch der Ostküste von England näherten
besserte sich das Wetter. Am Sonntag fanden fünf Klassen statt, welche
alle in Sections aufgeteilt waren. Ich war also nicht alleine! Die Dressur fand
gleichzeitig auf etwa sechs nebeneinander liegenden Vierecks statt. Dallywell
war hoch erfreut über so viele Artgenossen und war dem entsprechend in
fröhlicher Stimmung. Leider hat dem Richter seine aufrechte und stolze
Haltung nicht gepasst und bewertete uns zu schlecht. Floyd hingegen gab sich
Mühe, wenn auch zwischendurch die Giraffe in ihm durchschlug. Bei ihm hat
der Richter beide Augen zugedrückt.
Der Springparcours verlief mit beiden sehr gut, je eine Stange. Ich konnte kaum
verschnaufen, schon musste ich an den Start fürs Cross. Auf Dally war meine
einzige Sorge, ob ich ihn, bei soviel Energie, halten kann. Bis zum ersten Wasser
gab es keine Probleme. Und dann überrumpelte mich Dally wie er es noch
nie getan hat! Wir sprangen vorsichtig über 13a, ein Baumstamm. 13b war
ein munziger, winziger Absprung ins Wasser, Dally stoppte und blieb wie angewurzelt
stehen. Was ich auch versuchte, er rührte sich nicht von der Stelle. Ich
musste also abwenden und nochmals anreiten. Widerwillig sprang Dally dann ins
Wasser. Den Rest der Strecke beendete er wie wenn die Sprünge Cavalettis
wären. Auch die zweite Wasserkombination übersprang er spielerisch.
Mit Floyd war das Cross wie immer ein Spaziergang. Er war voll in seinem Element!
Wir waren sehr schnell unterwegs. Nach etwa der Hälfte der Strecke kam
mir in den Sinn, dass es ja für das Unterschreiten der optimalen Zeit um
mehr als 15 Sekunden Strafpunkte gibt. Ich nahm Floyd zurück, was im Nachhinein
ein grober Fehler war. Wir erreichten das Ziel schliesslich mit Üeberzeit!
Ich habe eine totale Fehlkalkulation gemacht, welche mich den 5. Rang kostete.
Das Schlussergebnis war: Floyd 12. Rang, Dally 22. Rang von 26 Gestarteten.
Mein Gesamteindruck von diesem Event ist sehr positiv. Die Organisatoren und
alle Helfer waren sehr hilfsbereit, es gab nicht nur Cervelats und Bratwürste
zum Essen und die Läden lockten mit Reitzubehör, schönen Reitjacken
und sonstigen Schnäppchen. Der Schwierigkeitsgrad war nicht maximal, d.h.
das Novice entsprach ungefähr einem CNC* in der Schweiz.
Gestern kam eine Pferde-Physiotherapeutin zu uns in den Stall. Sie hat festgestellt,
dass Floyd von den Nüstern bis zum Schweif verspannt ist (das war nichts
Neues) und Dally eine leichte Verspannung im Genick hat (eigentlich verwunderlich,
dass er mit seiner schwierigen Figur nicht mehr hat). Ich muss jetzt Lockerungs-Übungen
machen und massieren.
Am nächsten Freitag fahren wir nach Lincoln, wo am Samstag das nächste
Novice stattfindet. Diesmal werde ich Gas geben und auf Dally die Peitsche mitnehmen!!
Macht's gut.
Bettina
Diary No. 3; 8.3.04
Die letzte Woche war sehr lehrreich.
Im Rahmen eines Winter-Dressurtrainings organisiert durch PERA (Professional
Event Riders Association) hatte ich mit Dallywell eine spektakuläre Dressurstunde
bei Anky van Grunsven. Dieses Training fand auf der Anlage von Eddy Stibbe statt,
welche leider für normalsterbliche Military-Reiter nur via PERA-Kurse zugänglich
ist. Die meisten von euch kennen die Military-Infrastruktur in Avenches, welche
wirklich toll ist. Aber was die Anlage 'Waresley Park' von Stibbe alles bietet
ist phänomenal! Schon die Einfahrt ist beeindruckend: links so weit das
Auge reicht ein Park mit unzähligen festen Hindernissen und rechts die
Galoppbahnen (eine Sand, eine Gras) mit Rennbahnhindernissen. Man fährt
vorbei an Weiden, an einem 20x60m Sandviereck, an einem Longierplatz, an einer
Freispring-Anlage, an einem grossen Sandplatz mit Parcourssprüngen und
erreicht schliesslich den Parkplatz neben der riesigen Halle. Alles ist sehr
gepflegt, kein Bollen liegt herum, jedes Grashalm wächst in die richtige
Richtung und mit Ehrfurcht beginnt man die Pferde auszuladen. Die Dressurstunde
mit Anky war insofern super, da ich jetzt den Trick kenne, wie Dally den Kopf
immer schön ruhig hält! Gegen Ende der Stunde traversierten wir quer
durch die Halle, die fliegenden Wechsel gelangen spielend und die Galopp-Schritt-Übergänge
waren weich wie Gummi!
Am Donnerstag fuhren Nick, James und ich nach Milton Keynes, um auf der dortigen
Anlage Geländesprünge zu üben. Das Milton Keynes-Eventing Centre
hat etwa die fünffache Grösse von der Hardwiese in Zürich und
bietet alle möglichen festen Sprünge. Dally und Floyd haben dieses
Training richtig genossen und sprangen voller Freude über Gräben,
Baumstämme, Wälle und ins Wasser! Der Kommentar von Nick war: 'Excellent
horses!'.
Nach zwei Tagen Pause fuhren wir schon zum nächsten Training, wieder bei
Stibbe, diesmal Springen bei Albert Voorn. Er ist der Silbermedallien-Gewinner
der OS in Sidney im Springreiten. Bevor ich die ersten Sprünge machen durfte,
musste ich beide Pferde richtig aufwärmen und konnte dazu auf die Galoppbahn.
Albert's Tipp: 'Wenn der Bock loszieht, gerade hinsetzen und auch ziehen.' Dally
und Floyd waren aber wenig beeindruckt von der Bahn, sie machten ihre Runden
im Schneckentempo! Die Springstunde verlief mit beiden sehr gut. Besonders Freude
hatte ich an Dally. Ich habe bei ihm eine neue Gummitrense ausprobiert, welche
er sehr gut angenommen hat. Er ist nie losgestürmt, war vorsichtig und
sehr gehorsam. Floyd war auch supergut, vor allem sehr ruhig und die nur für
ihn sichtbaren Monster hat er nicht beachtet!
Diese Woche müssen wir Dressur üben und das Programm auswendig lernen.
Das Novice Event findet am Sonntag statt, Beginn 8.00! Das heisst: 4.00 morgens
aufstehen....
Habt ihr in der Schweiz eigentlich immer noch Winter, Pflotsch, Nebel, und ist
es immer noch kalt, grusig und düster? Hier blühen schon die Osterglocken!!!
Macht't gut.
Bettina
Diary No. 2; 28.2.04
Ich möchte euch eine kleine
unterhaltsame Episode schildern. Nachdem ich heute mit Dallywell ausreiten war,
machte ich Floyd parat. Bei Sonnenschein begannen wir unseren Ausritt. Wie ihr
vielleicht wisst, ist Floyd immer auf der Suche nach unsichtbaren Gespenstern
und jederzeit bereit, davon zu rennen. Auch habe ich euch schon von den zahlreichen
Fasanen berichtet. Wir sind also gemütlich im Wald angekommen und dann
passierte es: Neben mir lautes Gekreisch, wildes Geflatter - ein echtes Gespenst!!
Floyd vollführte die schnellste 180°Grad-Spitzkehre, ich je erlebt
habe. Ich, natürlich mit langem Zügel unterwegs, hatte sofort Seitenwagenposition.
Floyd drehte nochmals und ich landete voll im Dreck! Floyd, immer noch total
verschreckt, galoppierte davon, in die falsche Richtung! Ich dachte mir, ich
könne ihm den Weg abschneiden, wenn er wieder zurückkommt. Denkste!!
Schnaubend, in raumgreifendem Galopp rannte er an mir vorbei. Mir blieb nichts
anderes übrig, als mich zu Fuss in den Stall zu machen. Vor meinen Augen
habe ich Floyd gesehen wie er die Abkürzung quer durch den Acker nahm.
Etwa 300m vom Stall entfernt haben mich zwei andere Reiter mit dem Auto aufgegabelt.
Im Stall angekommen, war Floyd schon im Horsewalker! Das Beste war noch, Floyd
hat für soviel Aufregung gesorgt, dass Dally aus seiner Boxe ausgebrochen
und auch noch auf dem Hof rumgerannt ist!! Zum Glück sind wir alle gesund
und ohne Folgen davon gekommen.
Ich wünsche euch eine sturzfreie Woche, Bettina
Diary No. 1; 17.2.04
Wie die meisten von euch wissen werden
mein Freund Alex, meine Pferde Dallywell und Pretty Boy Floyd und ich die nächste
Zeit in England leben. Alex hat im letzten November an der University of Cambridge
sein Post-Doc begonnen und ist schon total mit seinen Zellen und sonstigen unsichtbaren
Lebewesen beschäftigt. Ich und die Pferde hingegen sind erst seit kurzem
über den Channel gereist. Nach einer problemlosen Fahrt mit einmaliger
Übernachtung (meine Mutter und meine Schwester haben mich begleitet) sind
wir im neuen Stall angekommen. Dann folgte das Ausladen. Die Pferde waren ja
noch einfach, aber all das Material.....! Während wir noch mit Kisten rumschleppen
beschäftigt waren, konnten beide Pferde schon das erste Mal in den Horsewalker.
Floyd hat sich zuerst um sich selbst gedreht, zum Glück ist er ein Kleiner!
Dally natürlich wie ein Profi: rein, Maschine an und losmarschieren.
Der Stall wird von Nick Turner geführt. Er ist ein professioneller Event-Reiter,
ist letztes Jahr Badminton und Burghley geritten, und plant auch dieses Jahr
CCI****. Ihm stehen sechs Pferde zur Verfügung, von Pre-Novice bis 4****.
Ein weiterer Reiter im Stall ist James (den Nachnamen habe ich noch gar nicht
erfahren), er reitet zwei Pferde und wird diese Saison hauptsächlich auf
2**-Niveau reiten.
Die Anlage besteht aus einem U-förmigen Aussenstall, ein Horsewalker, ein
Sandviereck, grosse Weiden und einem engen, verwinkelten, vollen und kalten
Tackroom. Leider hat es keine Halle, aber zum Glück hat es bis jetzt nur
einmal gaaanz wenig geregnet.
Das Ausreitgelände ist halt typisch englisch: viele Teerstrassen, wenige
Reiterwege und eher langweilig. Dafür wimmelt es hier von Fasanen, welche
genau dann mit lautem Gekreisch auffliegen wenn ich garantiert vorbei reite!
Und wenn die Hasen einem den Weg abschneiden können meine Pferde wunderbare
Pirouetten drehen! Aber eines ist unschlagbar: die englischen Autofahrer sind
sehr, sehr rücksichtsvoll, sie halten oder fahren ganz langsam und in grossem
Bogen an Pferd und Reiter vorbei.
Gestern habe ich meine Saisonplanung gemacht. Es ist unglaublich, wie viele
Events es hier gibt! Man könnte jedes Wochenende, manchmal sogar unter
der Woche starten. Alles ist sehr professionell organisiert, anmelden kann man
sich immer via Internet, bezahlen auch, Spezialwünsche sind auch erlaubt,
fast jedes Event hat seine Homepage und so kann man auch seine persönlichen
Startzeiten herunterladen. Am Samstag werde ich als Einstieg an einer Dressurprüfung
teilnehmen. Jedes Pferd startet zweimal, alles verschiedene Programme, ich hoffe
nur ich kann sie mir alle merken! Mitte März findet das erste Military
statt. Ich habe keine Ahnung, was mich da erwartet, aber es scheint 'a good
event to get started' zu sein.
Nachdem ich die 'Pferdeseite' geschildert habe, werde ich euch den anderen English
way of Life beschreiben. Alex und ich wohnen in einem möblierten Haus in
einem munzigen Dorf ausserhalb von Cambridge. Es zieht überall rein und
die Besitzer des Hauses sind nicht gerade die saubersten! Dafür haben wir
einen riesigen Garten, hoffentlich wird der Sommer wieder wie letztes Jahr!
Cambridge ist eine reine Universitäts-Stadt. Zahlreiche Colleges, viele
Pubs, superfeine Restaurants, enge Strassen, keine Parkplätze und hunderte
Velofahrer. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Das wär's fürs erste. Macht's gut und liebe Grüsse, Bettina.